Manch einen hört man sagen, dass Mäntel für Hunde eine Verweichlichung sind. Darin wird dieser dann auch gerne bestätigt, wenn er selbst eine Hunderasse besitzt, die bei Minusgraden lockerflockig stundenlang im Schnee herumtobt ohne zu frieren. Andere Hundebesitzer hingegen berichten vom Umdenken, das sie durchlaufen mussten, als nach dem ersten Hund eine andere Hunderasse ins Haus kam.

Generell kann man nicht sagen, dass jeder Hund einen Wintermantel bei Minusgraden angezogen braucht, doch genauso wenig kann man sagen, dass Hundemäntelchen fehl am Platz sind! Warum? Gehen wir der Sache aus biologischer Sicht auf den Grund.
Es gibt einige Faktoren, die berücksichtigt werden sollten, wenn man entscheidet, ob ein Hund einen Wintermantel braucht oder nicht. Allen Voran ist die genetische Disposition der spezifischen Rasse. Auch die Größe, das Alter und die Aktivität des Hundes spielen eine Rolle, doch dazu etwas später im Text. Um das Thema besser zu verstehen, hilft als Erstes etwas Hintergrundwissen über den Aufbau von Hundefell.
Der Aufbau von Hundefell
Hunde haben entweder langhaariges oder kurzhaariges Fell. Langhaarige Hunde haben längeres, weicheres Haar, kurzhaarige Hunde haben kürzeres, glattes Haar, das normalerweise weniger Pflege benötigt. Und jetzt wird es spannend: Einige Hunde haben eine "doppelte" Schicht, was bedeutet, dass sie eine innere Schicht aus weichem Unterfell (auch Unterwolle genannt) und eine äußere Schicht aus härterem, glatterem Haar haben (auch Deckhaar genannt). Wenn der Hund friert, richtet sich das Unterfell auf, um eine Isolationsschicht zu bilden. Diese doppelte Schicht hilft ihm, sich warm zu halten und ist oft bei Hunden zu finden, die in kalten Klimazonen gezüchtet wurden. Einige Hunde, wie z.B. Huskys oder Samojeden, haben eine besonders dicke Schicht aus Unterwolle, die ihnen hilft, bei besonders kalten Temperaturen warm zu bleiben.
Hunde mit kurzen Haaren oder ohne viel Unterwolle werden also bei kalten Temperaturen schneller frieren, da ihnen eine wärmende Isolationsschicht fehlt. Das ist zu vergleichen mit einer fehlenden isolierenden Daunenjacke beim Menschen, weshalb Hunde, die sozusagen von Natur aus nur mit einer dünnen Sommerjacke ausgestattet sind, von einem "künstlichen" Hunde-Wintermantel profitieren.
Hunde, die sowohl Unterwolle wie Deckhaare haben, verlieren normalerweise zweimal im Jahr ihr Fell, wenn das Unterfell ausgetauscht wird. Die meisten Hunde, die keine doppelte Fellschicht haben, verlieren ihr Fell das ganze Jahr über auf natürliche Weise, einzeln nach und nach wenn ein Deckhaar abgestorben ist, nicht jedoch büschelweise.
Durch die über Jahrtausende anhaltende Zuchtgeschichte von Hunden, durch Kreuzungen und Weiterzuchten, gibt es unterdessen auch Mischformen des Hundehaars, wie beispielsweise das stark gekräuselte Wollfell. Mischlingshunde oder Hybriden (Kreuzungen zweier ausgewählter Rassen), so beipsielsweise der Labradoodle, können sowohl die Gene nur eines Elterntieres bezüglich Haarstruktur erben, sowie auch eine neue Fellstruktur als Mix beider Elterntiere aufweisen.
Beispiele anhand von Hunderassen:
Es gibt je nach Zuchtlinie und Einkreuzungen immer auch Ausnahmen, generell kann man aber zuweisen:
Unterwolle hat in der Regel der: Zwergspitz, Miniatur-Schnauzer, Golden Retriever, Schäferhund, Welsh Corgi Cardigan, Chow-Chow, Labrador, Sibirische Husky, Australian Shepherd, Elo, Collie, Shiba Inu, und viele Weitere.
Wenig bis keine Unterwolle hat in der Regel der: Bichon Frise, Bolonka, Dalmatiner, Zwergpinscher, Jack Russel Terrier, französische Bulldogge, Chihuahua, Malteser, Kurzhaardackel, Pekinese, Papillon, Mops, und viele Weitere.
Eine ganz eigene Haarstruktur weist beispielsweise der Pudel auf, der ein fortwährend wachsendes Wollfell hat, das nicht jahreszeitbedingt ausfällt. Aufgrund seiner Zuchthistorie als Wasserjagdhund erstaunt es nicht, dass sein Fell je nachdem gut vor Nässe und Kälte geschützt ist, besonders wenn es seinen natürlichen Lauf der Verfilzung nahe der Haut annimmt. Doch auch beim Pudel variiert die Haarstruktur je nach Zuchtlinie vom harschen wasserabweisenden Haar bis hin zum watteähnlichen, wasseraufsaugenden Seidenfell.
Je nach Rasse reichen die Fellhaare ohne Unterfell gut aus, um den Hund warm zu halten, selbst bei kalten Temperaturen. Hunde mit sehr kurzem Fell und wenig Körperfett, wie z.B. Greyhounds oder Chihuahuas, haben hingegen besonders wenig natürlichen Schutz vor Kälte und könnten daher sehr viel schneller als andere Hunde einen Wintermantel benötigen.
Aber auch...
... ältere Hunde oder Hunde mit Gesundheitsproblemen, die Schwierigkeiten haben, ihre Körpertemperatur zu regulieren, können einen schützenden Mantel benötigen. Welpen sind im Allgemeinen empfindlicher gegenüber Kälte als erwachsene Hunde, da sie weniger Körperfett haben, um sich zu wärmen, und ihr Fell noch nicht vollständig entwickelt ist. Es ist wichtig, dass Welpen warm bleiben, insbesondere während ihrer ersten Lebensmonate.
Es ist übrigens unwahrscheinlich, dass Hunde weniger Unterfell entwickeln, wenn sie zu warm gehalten werden. Unterfell ist eine natürliche Schicht des Fells eines Hundes und entwickelt sich normalerweise während des Heranwachsen und bleibt während des gesamten Lebens eines Hundes vorhanden.
Zusammenfassend kann man sagen: Es hängt von der Größe, dem Alter, Körperfett und der Fellschichten des Hundes ab, wie gut er sich in kalten Temperaturen behaglich fühlt. Kleine Hunde haben in der Regel weniger Körperfett und eine kürzere Fellschicht, wodurch sie schneller frieren können als größere Hunde. Hunde mit dünnerem Fell und ohne Unterwolle haben weniger Schutz vor der Kälte und können daher ebenfalls schneller frieren. Hunde mit längerem Fell und einer doppelten Schicht sind normalerweise gut vor Kälte geschützt, aber es kommt immer noch darauf an, wie aktiv der Hund ist und wie lange er draußen bleibt.
Immer wichtig ist, dass der Mantel gut passt und die Bewegungen des Hundes nicht behindert. Und natürlich sollte man einen Mantel nicht als reinen Modeartikel bei Hunden missbrauchen, die von ihrer Fellstruktur her genügend warm hätten und mit einem zusätzlichen Mantel überhitzen könnten (besonders im Sommer). Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Hund einen Hundemantel benötigt, können Sie immer Ihren Tierarzt um Rat fragen.
Comentarios